Was vielen vor wenigen Wochen noch undenkbar erschien, ist nun geschehen: Großbritannien verlässt die Europäische Union. Das Ergebnis ist mit 51,89 zu 48,11 Prozent knapp, aber eindeutig. Die Konsequenzen sind weitreichend. Auch wenn man möchte, man kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Das Britische Pfund verlor am 24. Juni 2016 10 Prozent, der Euro 3,5 Prozent gegenüber dem US-Dollar. Britische Aktien verzeichneten starke Kurseinbrüche, der Nikkei-Index fiel um 8 Prozent und der DAX eröffnet mehr als 10 Prozent im Minus.
Wie immer an der Börse erst einmal eine Übertreibung und Panikreaktion
Was wir am 24. Juni 2016 erleben mussten war wieder eine Panikreaktion und Übertreibung, da viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt worden sind. Es wurde nicht damit gerechnet, dass der Brexit wirklich eintreten würde. Dem gegenüber darf man nicht vergessen, dass man auch mit fallenden Kursen Geld verdienen kann. Und wenn dann dieses Szenario eintritt, fallen die Kurse dadurch besonders schnell. Der anfängliche Schock an den internationalen Kapitalmärkten hat sich jedoch in den ersten Stunden nach Öffnung der Europäischen Börsen schon wieder etwas gelegt. Nach dem die Aktien-Wunden geleckt sind, wird man eine zweite Einschätzung vornehmen. Die britischen Handelsbeziehungen zur EU werden ja nicht über Nacht gekappt. Und in der Zwischenzeit sind die Notenbanken einmal mehr zum Handeln bereit, um Schaden von der Weltwirtschaft und ein Überschwappen auf die Anleihemärkte zu verhindern.
Wie geht man am besten mit dieser Sondersituation um?
Eine blinde Absicherung oder ein Verkauf von Anlagepositionen nachdem ein solches Ereignis eingetreten ist, ergibt keinen Sinn. Sollten sich die Kurse relativ schnell wieder erholen, bleibt man besser investiert und man partizipiert als Anleger davon. Sollte keine Erholung an den Märkten stattfinden, kann es sinnvoll sein, Trend folgend und bewährt abzusichern bzw. zu verkaufen. Für langfristig orientierte Anleger bieten sich allerdings auch Chancen. Experten erwarten nach dem Brexit-Beschluss eine rasche Erholung der Aktienmärkte. Meiner Einschätzung nach tun Investoren in der aktuellen Situation gut daran, die sich ändernden politischen Gegebenheiten im Zusammenhang mit der finanziellen Repression genau im Auge zu behalten. Letztere war seit Ausbruch der Finanzkrise der stärkste marktbeeinflussende Faktor.
Politische Börsen haben kurze Beine
Politische Börsen haben kurze Beine“, sagen Börsianer, wenn Wahlen und andere politische Ereignisse die Kurse vorübergehend beeinflussen. Damit meinen sie, dass geopolitische Einflüsse zwar zuweilen heftige Auswirkungen an den Finanzmärkten haben können, diese aber meist von kurzer Dauer sind. Grund: An der Börse zählen langfristige Unternehmensdaten und dabei vor allem die Gewinnentwicklung und Strategie von Unternehmen. Zwar wird ein Brexit Konsequenzen für die politische und wirtschaftliche Entwicklung Großbritanniens und Kontinentaleuropas haben. Auch zeigen Studien, dass in der Vergangenheit Aktienkurse kurz vor wichtigen Abstimmungen häufig nachgaben aufgrund der Unsicherheit an den Märkten. In den Tagen nach einer Entscheidung wurden die Einbußen aber meist schnell wieder wettgemacht. Denn in Zeiten der Globalisierung erwirtschaften viele Unternehmen einen Großteil ihrer Umsätze und Gewinne weltweit. Sie sind weniger abhängig von politischen Vorgängen in einer bestimmten Region.
Sparer sollten deshalb – wie jüngst rund um das britische Referendum oder die spanischen Wahlen – nicht nervös werden und versuchen, den Börsen mit hektischen Käufen und Verkäufen ein Schnippchen zu schlagen, sondern vielmehr eine langfristige Strategie bei ihrer Geldanlage verfolgen. Für den Anlageerfolg ist es entscheidend, dass man als Sparer sein Geld möglichst lange für sich arbeiten lässt und Panikreaktionen vermeidet.
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